DIE BURG VON BURG - ÒVÁR
Die erste schriftliche Nennung der Burg stammt aus dem Jahre 1244. Das Herrschergeschlecht "Chem" wurde mit der alten Burg (Óvár bedeutet "Alte Burg) und dem dazugehörigen Gebiet belehnt. Wann genau jedoch die alte Burg errichtet wurde geht aus den Aufzeichnungen nicht hervor.
Was wir wissen ist, dass der Ursprungsbau der Kirche von Burg aus dem 9.Jhdt. n. Chr. stammt - dies ist durch ein romanisches Portal auf der Südseite der Kirche bewiesen.
Der Hochmittelalterliche Schutzwall von Burg die "Rote Schanze" kann durch Vergleichsbefunde aus Sopron ("vörös sanc") in das 10.-11. Jhdt. n. Chr. datiert werden.
Zuletzt ist über die Burg bekannt, dass Andreas Baumkircher, seit 1462 Herr von Schlaining, die Burg verfallen ließ.
Rekonstruktionszeichnung des mittelalterlichen Siedlungsbereiches mit Kirche und dem Hausberg (auch als Turmhügelburg oder Motte bekannt).
DIE VERSTECKTE BURG IM WALD
Um eine Übersicht über die Ausgangslage im Bereich des Hausberges zu bekommen musste dieser von der Vegetation befreit werden. Viele Stunden und Tage wurden die noch sichtbaren Mauerbereiche geputzt, Bäume und Sträucher entfernt sowie der Waldboden im Bereich der Grabungsfläche entfernt. Zum ersten Mal seit vielen Jahren war das gesamte Ausmaß der Burg sichtbar. Die Grabungen können beginnen!!
HUMUS UND DOKUMENTATION
Wie bei Schnitt 1, dem ersten Grabungsbereich, muss die Fläche fotografisch, tachymetrisch und schriftlich dokumentiert werden.
Im Vergleich zu Schnitt 1 wird auch der oberste Bereich, der Humus, händisch abgetragen um keine Funde zu übersehen.
In den obersten Schichten konnten bereits erste interessante Funde gemacht werden - stay tuned!
Mauerreste, ein Baum und viele Steine
Was wir heute im Bereich des Hausberges von Burg sehen können sind die Reste der letzten Bauphase der Burg.
Eine freigelegte Mauer im Nordostbereich des Hausberges ist zum Teil noch erhalten. Zu welcher Art von Gebäude der Burg diese Mauer gehörte und wie alt sie ist kann momentan noch nicht gesagt werden.
Westlich der Mauer finden sich ebenfalls Mauerreste - jedoch zur Gänze durch einen Baum gestört.
Ton, Eisen und Knochen - Funde aus den ersten Schichten der Burg
Innerhalb der ersten Schichten, zum Großteil Versturzmaterial, konnten bereits datierbare und ansprechbare Funde ergraben werden.
Unter anderem wurden Keramikscherben des 16.-15. Jhdt. n. Chr., viele Tierknochen (Speiseabfälle) und auch zwei Armbrustbolzenspitzen geborgen. Bei der Keramik sind vor allem Randstücke aussagekräftig da sie anhand der Biegung einem Jahrhundert zugeordnet werden können.
Voller Fotoeinsatz
Viele Bereiche der Grabung sind nur schwer zu fotografieren - das herabfallende Laub, eine gute Fotoposition oder auch die Lichtunterschiede auf Grund der Bäume - eine echte Herausforderung!
Doch ist die passende Position einmal gefunden kann es losgehen und der fotografischen Dokumentation steht nichts mehr im Wege!
Video der Burg von Burg nach 2 Wochen Grabung
Schaufeln, Messen und Steine putzen
Die Freilegung der Burg schreitet voran. Nach dem Abtrag diverser Schuttschichten (welche richtlinienkonform ergraben und dokumentiert wurden) und dem Feinputz der Mauern ist erstmals die Gesamtsituation der Burganlage innerhalb des Grabungsareals sichtbar. Zusätzlich zu den Frontaufnahmen wurden auch Drohnenaufnahmen von der Grabungsfläche angefertigt.
Armbrustbolzen
Im Bereich der Burg wurden innerhalb der Grabungsfläche mehrere Armbrustbolzen geborgen. Armbrüste waren leichter zu bedienen als Bögen und wurden sowohl für kriegerische Zwecke als auch zur Jagd verwendet.
Fundreinigung am Regentag
Da die Funde fachgerecht gereinigt werden müssen wurde der regnerische Freitag für einen "Putztag" genutzt. Nach der Reinigung werden die Funde mit der Befundnummer (z.B. die Nummer der Grube aus der sie sind) beschriftet um auch nach langer Zeit noch eine Zuordnung der Funde zu gewährleisten.
Die Burg als 3D-Modell (stand nach 3 Wochen Grabung)
Schüler besuchen die Burg
Normallerweise sieht man Burgen nur im Fernsehen oder jene die bereits mehrfach neuzeitlich um- und ausgebaut sind. Eine echte mittelalterliche Burg im "Urzustand" direkt nach der Freilegung gibt es nur selten zu bestaunen. Hier in Burg waren die Kids live dabei!
Die Grabung ist jederzeit zu besichtigen - einfach vorbeikommen!
Stufen ins Mittelalter
Neben den bereits freiliegenden Mauern wurde im Verlauf der 6ten Grabungswoche auch eine Stiege aus stein freigelegt. Diese war bis vor kurzem noch durch einen massiven Baum gestört. Dieser wurde vorsichtlich und fachmännisch entfernt um die Stiege nicht zu zerstören. Seht selbst --->
Fußböden im Mittelalter
Im Bereich der Burg kamen mehrere Fußböden zu Tage auf welchen die Ritter, Burgdamen oder Knechte wandelten. Diese müssen wie alle archäologischen Strukturen dokumentiert, fotografiert, vermessen und erfasst werden.
Sometimes it fits!
Keramik ist oft nur noch in Form von Fragmenten im Bereich der Grabung vorzufinden. Mit etwas Geschick und viel Fingerspitzengefühl lassen sich einige Teilchen zu einem größeren Stück oder auch einem ganzen Gefäß zusammensetzen.
Unterstützt von unseren Volontären wurde das eine oder andere zusammengehörende Stück gesucht und gefunden! So konnten mehrere Scherben zu Teilen eines Gefäßes zusammengesetzt, Randscherben ergänzt oder Formen vervollständigt werden.
Eine Brandschicht in der Nähe des Rundturmes
Ende Oktober
wurde eine Brandschicht (großer Anteil an verkohltem organischen Material) mit zahlreichen spätmittelalterlichen Funden erfasst.
Ob es sich dabei um ein Kriegsereignis oder um ein Schadfeuer handelt wird im Laufe der Fundbearbeitung ersichtlich werden.
Grabungsrichtlinien - How the work has to be done
Archäologische Ausgrabungen erfolgen in Österreich nach den "Richtlinien für archäologische Maßnahmen" des BDA. Die einzelnen Schichten (wie z. B. die Brandschicht im vorangegangenen Posting) müssen hierbei jeweils fein säuberlich abgetragen, dokumentiert, vermessen und fotografiert werden.
Die Arbeit geht weiter - Grabungsverlängerung bis Mitte November!
Die Grabung wurde - auf Wunsch aller Beteiligten und der Bevölkerung - um 2 Wochen verlängert!
Schon am ersten Tag der Verlängerung wurde eine neue Brandschicht, Steinlagen und mehrere Gruben entdeckt. Wie diese Befunde mit der Geschichte der Burg zusammenhängen kann erst nach der Bearbeitung und Durchsicht der Fundmaterialien eruiert werden. Es bleibt spannend!
Neue Schichten - Neue Funde
Im Verlauf der 1. Verlängerungswoche wurde die Fundamentunterkante der Mauern erreicht.
Im Ostbereich der Grabung konnten außerdem Gruben dokumentiert, vermessen und ergraben werden.
In den Fundmaterialien fanden sich neben Tierknochen (Speiseabfällen) und Keramikscherben auch ein Sporn (am Stiefel befestigtes Eisenobjekt mit Rädchen oder Dorn zum Antrieb der Pferde).
Graben graben graben.. :)
We have to say goodbye..
Die Grabungskampagne ist für dieses Jahr beendet! Die freigelegten Mauern wurden fachgerecht eingewintert, die letzten Funde verpackt und alles für die Nachbearbeitung vorbereitet.
Ab Dezember 2020 könnt ihr die neuesten "Fundnews" welche im Zuge der Materialaufarbeitung entstehen hier auf der Seite nachlesen.
Stay healthy and ArcheON